Nachtkerzen

Mechanische Landschaften

2017

Nachtkerzen nennt Christian Ruschitzka sein neuestes künstlerisches Projekt im burgenländischen Oberdrosen. Die Idee dazu entstand auf einer seiner zahlreichen forschenden Entdeckungsreisen in Palermo in der furchterregenden Finsternis der Nacht, dort wo gezahlt wird, wenn man keine Angst haben will. In Oberdrosen – der Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens – gehen, wie auch in anderen Städten und Gemeinden in der Nacht die Lichter aus. Die Straßenlaternen werden um 23.00 Uhr abgedreht, wiewohl es in Oberdosen eine der wenigen Elektrizitätsgenossenschaften gibt. Nur dann, wenn der Mond bei klarem Himmel scheint, findet man seinen Weg im Dunkeln, aber das ist einfach zu selten.

Nachtkerzen soll hier Abhilfe schaffen: An 4 Stellen, der in Oberdrosen bestehenden Ortsbeleuchtung, werden Münzautomaten, die gleich einer Samenkapsel der Nachtkerze ist, montiert. Gegen ein geringes Entgelt etwa 50 Cent oder 1 EUR kann man auf dem Weg nach Hause, bei dem kleinen Geschäft, beim Kühlhaus, bei der Feuerwehr oder beim Atelier von Christian Ruschitzka für einige Minuten be- und erleuchtet werden. Wie bei den Nachtkerzen, bei denen sich die Blüten innerhalb weniger Minuten in einer fließenden Bewegung öffnen, erhellen die Nachtkerzen für kurze Zeit die Umgebung und gegen einen kleinen Obulus lässt sich die Angst vor dem Dunklen beenden.

Christian Ruschitzka’s künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum – in diesem Fall die Nachtkerzen – erlangen unmittelbar integrative Bedeutung. Der Raum der Kunst ist ein Raum des Alltags, ein Ort in dem rund 220 Menschen leben und auch Gäste und Interessierte vorbeikommen.

Der Zugang der Ortsbevölkerung zur Kunst ist durch die Mitarbeit beim Projekt ohne Befremdung einem anderen Denken gegenüber möglich.