Die Werkgruppe der „Häutungen“ hat sich für Christian Ruschitzka zwanglos aus der Arbeit an den „Kernstücken“ ergeben. Wir haben es hier mit dem rein sichtbaren Aspekt des ursprünglichen Objekts zu tun, mit seiner Haut sozusagen. Was wir an einem Objekt wahrnehmen ist seine Äußerlichkeit, die im Fall der alten Holzmöbel, die Ruschitzka für seine „Kernstücke“ verarbeitet, eine mehrfach überlagerte Farbschicht ausmacht, die sie im Lauf ihres dienenden Lebens von ihren Benutzern verpasst bekamen. Diese Farbschichten werden von den Möbeln abgelöst und auf durchsichtige Plastikfolie aufgebracht. Dabei wird der Mantel des dreidimensionalen Objekts zu einer zweidimensionalen Fläche ausgebreitet. Auch hier erkennt der Betrachter sofort, zu welchem Gegenstand diese „Häute“ einst gehörten und den sie in zweidimensionaler Weise immer noch repräsentieren. Es verwundert zunächst, dass ein Bildhauer Interesse an der Zweidimensionalität hat oder besser gesagt die Reduktion der Dreidimensionalität auf die Zweidimensionalität zu seinem Thema macht. Christian Ruschitzka spielt mit den Dimensionen auf eine sehr raffinierte Weise. Wenn die Plastikfolien mit der „Haut“ des Stuhls im Raum aufgehängt werden, werfen sie einen Schatten: ein Phänomen, das ansonsten nur bei dreidimensionalen Objekten auftritt und hier natürlich bloß deshalb funktioniert, weil die „Haut“ der Objekte auf der Plastikfolie undurchsichtig und im strengen Sinn nicht zweidimensional ist. Ein dreidimensionales Objekt wirft einen zweidimensionalen Schatten, ein zweidimensionales Objekt – eine contradictio in adjecto – kann keinen Schatten werfen, tut es aber bei Christian Ruschitzka dennoch.
(Text: Margarete Heck)